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Stilisierte Glühbirne auf gelbem Hintergrund

Aktuelle News ​aus ​der Wissenschaftskommunikation

08.05.25

Partizipative Formate der NS-Erinnerung wirken

Wie kann die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen wachgehalten werden? Viele Gedenkstätten, Museen und Archive setzen auf partizipative und digitale Formate, um mehr und vor allem jüngere Menschen zu erreichen. Doch bislang fehlten wissenschaftliche Erkenntnisse über deren Wirkung. Erstmals zeigt eine neue Untersuchung von Forschenden des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und der Hertie School in Zusammenarbeit mit den Arolsen Archives: Aktive Erinnerungsarbeit motiviert die Teilnehmenden, sich über das konkrete Projekt hinaus für Gedenkarbeit und eine offene Gesellschaft zu engagieren.

Das Bild ist entstanden im ehemaligen deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

In zwei randomisierten Studien mit rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verglichen die Forschenden die Wirkung aktiver Erinnerungsarbeit mit reiner Informationsvermittlung. Im Zentrum der Untersuchung stand das Projekt #everynamecounts, ein digitales Crowdsourcing-Projekt der Arolsen Archives, bei dem Freiwillige historische Dokumente zur Verfolgung verschiedener Gruppen in der NS-Zeit digitalisieren. Eine Hälfte der Teilnehmenden nahm aktiv an diesem Projekt teil und digitalisierte Karten von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald. Die andere Gruppe erhielt lediglich Informationen über die NS-Verfolgung und die archivierten Dokumente (Studie 1) oder gar keine Informationen (Studie 2). Anschließend wurden die Gruppen befragt.

Vertrauen in die eigene Wirksamkeit

Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktiven Gruppe waren nach dem Projekt stärker motiviert, sich für Gedenkprojekte zu engagieren, und im Schnitt auch bereit, mehr dafür zu spenden. Sie gaben außerdem an, sich gegen Diskriminierung und für Menschenrechte einsetzen zu wollen – besonders hoch war ihre Bereitschaft, einer Initiative beizutreten oder eine Petition zu unterschreiben, die sich gegen Antisemitismus richtet. Die Studie verdeutlicht damit nach einem Bericht des Informationsdienstes Wissenschaft (idw), dass partizipative Erinnerungsarbeit das Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit stärkt – möglicherweise der entscheidende Unterschied zwischen partizipativer Erinnerungsarbeit und reiner Informationsvermittlung. So stimmten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der aktiven Gruppe nach Projektende eher den Aussagen zu, dass sie dazu beitragen können, die NS-Verbrechen in Erinnerung zu halten, und damit einen wichtigen Beitrag zu einer Zukunft ohne Hass und Ausgrenzung leisten. „Unsere Ergebnisse belegen das Potenzial partizipativer Ansätze im Vergleich zu traditionellen Methoden, die sich auf reine Informationsvermittlung konzentrieren“, sagt Studienkoordinatorin Ruth Ditlmann von der Hertie School. „Sie stärken das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit – ein zentraler Motor für bürgerschaftliches Engagement.“

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass die aktive Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen auch das Bewusstsein für andere historische Ungerechtigkeiten – etwa Kolonialverbrechen – fördern kann. Teilnehmende waren anschließend stärker motiviert, der Opfer des deutschen Kolonialismus zu gedenken oder Archive zu unterstützen, die dieses Unrecht dokumentieren. „Dies steht, zumindest auf der individuellen Ebene, im Gegensatz zur Annahme, Erinnerungsarbeit sei ein Nullsummenspiel, bei dem unterschiedliche Gedenkanlässe um Aufmerksamkeit konkurrieren“, sagt WZB-Forscherin Berenike Firestone. Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, betont: „Die aktive und niedrigschwellige Einbindung von Menschen in digitale Erinnerungsprojekte ist uns extrem wichtig. Die Studie zeigt nun sogar: Wenn Menschen sich bei #everynamecounts engagieren, entsteht eine kollektive und wirkungsvolle Gedenkarbeit, die in dieser Form bisher nicht möglich war – persönlich und gleichzeitig global verbunden und mit anderen im Austausch.“

Infos

05.05.25

Preisgekrönte "Flexi-Nuggets": Team der Hochschule Bremerhaven tischt Gewinner-Produkt 2025 auf und vertritt Deutschland bei ECOTROPHELIA

Mit der Produktidee "Flexi-Nuggets" gewinnt das Studierenden-Team der Hochschule Bremerhaven den diesjährigen TROPHELIA-Wettbewerb. Der Ideenwettbewerb richtet sich an Studierende der Lebensmittelwissenschaften und wurde zum 16. Mal durch den Forschungskreis der Ernährungsindustrie e. V. (FEI) ausgerichtet.

Produktidee Flexi-Nuggets serviert auf drei Tellern auf einem Tisch

Sehen nicht nur lecker aus, sondern sollen auch gut schmecken – die „Flexi-Nuggets“, die von Studierenden der Hochschule Bremerhaven entwickelt wurden.

"Flexi-Nuggets" stehen für innovative Lebensmittel, die Nachhaltigkeit und Genuss vereinen. Sie wurden nach einem Bericht des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) von drei Studierenden der Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Bremerhaven entwickelt. Mit nur zwei Zutaten bieten sie eine einzigartige Lösung für bewussten Fleischkonsum: 50 Prozent zartes Hähnchenbrustfleisch von Bruderhähnen und 50 Prozent proteinreiche weiße Bohnen. Selbst die golden-knusprige Panade besteht zu 100 Prozent aus weißen Bohnen - für einen komplett natürlichen Genuss.

Das Team habe die TROPHELIA-Jury „auf ganzer Linie überzeugt, denn die gold-knusprigen Nuggets sind ideal für alle, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten, ohne geschmackliche Kompromisse einzugehen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Dabei liege der Fokus auf der Auswahl der Zutaten, um komplett auf Zusatz- und Farbstoffe sowie Geschmacksverstärker zu verzichten.

"Die Teams haben auch in diesem Jahr wieder bewiesen, dass sie nicht nur in Bezug auf Lebensmittel, auf die Technologie und auf die Inhaltsstoffe sehr viel Fachkenntnis verwendet haben, sondern genauso auf die schwierigen Themen, wie zum Beispiel Vermarktung, Kommerzialisierung und Upcycling", spiegelt Martin Ammann, Sprecher der diesjährigen TROPHELIA-Jury, deren Gedanken wider.

Siegerteam der Hochschule Bremerhaven mit ihrem Gewinn

Das Siegerteam der Hochschule Bremerhaven: Franziska Diebel, Pauline Hoffmann und Yusuf Toprak mit Betreuerin Prof. Dr. Ramona Bosse (v. l.)

Das Siegerteam wird mit "Flexi-Nuggets" Deutschland beim europäischen Wettbewerb ECOTROPHELIA, der am 7./8. Oktober in Köln stattfindet, vertreten. Betreut wurde das Team bei der Entwicklung und Umsetzung seiner Idee durch Prof. Dr. Ramona Bosse.

Platz 2 erreicht das Team der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit "Mooreals", einem Convenience Knuspermüsli, das gesundheitliche und ökologische Vorteile vereint. Um ein vollwertiges Müsli mit Vollmilch zu erhalten, werden die Mooreals lediglich mit Wasser vermischt.
Über Platz 3 freut sich ein weiteres Team der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit "Cooliflower", einer veganen Eispraline auf Blumenkohlbasis in der Geschmacksrichtung Himbeere. Sie zeichnet sich durch ihre innovative Formulierung und ihr beeindruckendes Nährwertprofil aus - Das hat die Jury überzeugt, das Entwickler-Team ebenfalls mit dem diesjährigen Sonderpreis für die innovativste Produktidee auszuzeichnen.

Drei weitere Teams, die ihre Produktideen der Jury vorgestellt hatten, wurden für ihre Teilnahme ausgezeichnet: "Bohnique", ein Schichtdessert auf Basis der kraftvollen Ackerbohne, von einem Team des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), "Sokara Chips", ein nachhaltiger Snack, dessen Grundstoff Okara als Nebenstrom aus der Tofu- bzw. Sojamilchherstellung anfällt, sowie "Algify", ein innovatives, veganes Superfood-Getränkepulver, das die Kraft der Mikroalgen mit zeitgemäßen Ernährungsanforderungen verbindet - Beides entwickelt von Teams der Technischen Universität Berlin. Insgesamt 14 Studierenden-Teams von 5 Hochschulen hatten sich für TROPHELIA Deutschland angemeldet, um ihre Ideen für innovative Lebensmittelprodukte mit einem ökologischen Benefit vorzustellen. Die besten sechs Teams wurden für das Finale ausgewählt, das am 30. April 2025 im Rahmen des FEI-Kooperationsforums in Bonn stattfand. Die Jury würdigte die Qualität der diesjährigen Vorschläge sowie die hohe Fachkenntnis und Initiative der Teams: Alle Produktideen überzeugten in ihren öko-innovativen Eigenschaften und wären schon heute eine Bereicherung des vorhandenen Sortiments.

05.05.25

Protest, Bürgerentscheide und Verbandsklagen bremsen den Windenergieausbau

Der Ausbau der Windenergie an Land spielt eine zentrale Rolle für die Versorgung Deutschlands mit klimafreundlichem Strom. Lokale direktdemokratische Verfahren und Klagen gegen Windenergieanlagen haben ab 2018 zu einer Verlangsamung des Ausbaus der Windenergie beigetragen. Das ist das Kernthema der hybriden Ringvorlesung im Forschungsschwerpunkt Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit an der FernUniversität Hagen. Um besser zu verstehen, wie Protest, Bürgerentscheide und Verbandsklagen zu Windenergieanlagen entstehen und wirken, werden nach einem Bericht des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) die fachlichen Perspektiven von Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Psychologie zusammengebracht.
Die Vortragenden berichten aus ihrer Forschung in dem gemeinsamen, vom BMWK finanzierten Forschungsprojekt „Klagen und Bürgerbegehren als Hemmnisse für den Windenergieausbau in Deutschland“ am Forschungsschwerpunkt Energie/Umwelt/Nachhaltigkeit. Interessenten können am Dienstag, 13. Mai, 18 bis 20 Uhr, auch online an der (kostenlosen) Veranstaltung teilnehmen.

05.05.25

Mein Freund, der (Stadt-)Baum

Gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Technischen Universität München (TUM) hat der BUND Naturschutz (BN) das Citizen Science Projekt „Mein Baum“ geschaffen. Start der App war der 25. April. Das meldet der Inforemationsdienst Wissenschaft (idw).

Blätter eines Baumes von Sonnenlicht durchflutet

Der Klimawandel hat Auswirkungen wie Trockenheit und bedroht damit auch die Existenz von Stadtbäumen. Diese sind aber wichtig, da sie nicht nur Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen bieten, sondern zudem CO₂ binden und Schadstoffe filtern. Um der Bedrohung entgegenzuwirken, müsse man bessere Kenntnisse über den Zustand und die Verbreitung von Bäumen in urbanen Räumen erhalten, so Martin Geilhufe, BN-Landesbeauftragter.

Mithilfe der App „Mein Baum“ können nun auch Bürgerinnen und Bürger verschiedene Informationen zu Stadtbäumen wie Standort, Baumart, Umfeld, Wurzelbereich, Stamm oder Baumkrone festhalten sowie Tiere und Pilze dokumentieren, die an den Bäumen leben. Die Daten werden gesammelt und analysiert. So dienen sie nicht nur der Beantwortung wissenschaftlicher Fragen oder der Entwicklung von Schutzmaßnahmen, sondern können auch für eine nachhaltige Stadtplanung verwendet werden.

Bürger werden für die Umwelt aktiv

Prof. Dr. Barbara Darr, Professorin für Urbanes Waldmanagement an der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, betont gegenüber dem BUND Naturschutz den Vorteil der aktiven Unterstützung durch die Bürgerschaft: „Städte stehen vor Herausforderungen wie dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität. Das Projekt ‚Mein Baum‘ verbindet Forschung und Bürgerbeteiligung, es ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern, aktiv ihre urbane Umwelt zu verbessern.“

Wissenschaftliche Betreuung

Darr hat gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Stephan Pauleit, Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung (TUM), und Prof. Dr. Thomas Rötzer, Professor für Ökologische Modellierung (TUM), die wissenschaftliche Betreuung des Projekts übernommen.

Infos rund um die App

Wer selbst bei „Mein Baum“ aktiv werden will, kann sich die kostenlose App herunterladen und sich einmalig anmelden. Die App verfügt auch über einen Community-Bereich, in welchem sich die Nutzerinnen und Nutzer austauschen können oder an Aktionen wie dem Bäumegießen in Trockenperioden teilnehmen können.
Weitere Informationen und Statements finden Interessierte in der Pressemitteilung des BUND Naturschutz: Bürgerinnen und Bürger schützen und erfassen Stadtbäume.

Wissenschaftliche Ansprechpartner

Prof. Dr. Barbara Darr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Fakultät Wald und Forstwirtschaft

Weitere Informationen

05.05.25

Taktik trifft Technologie: Software soll Spielanalysen im Fußball revolutionieren

Grafik einer professionellen Fußball-Spielanalyse

Die Grafik zeigt eine professionelle Spielanalyse, wie sie im modernen Fußball gang und gäbe ist.

Eine professionelle Spielanalyse im Fußball ist zumeist den Profis vorbehalten. Die Profi-Klubs beschäftigen eigene Spielanalyse-Teams und setzen teure Analysetools ein. Der Amateurfußball kann sich dies häufig nicht leisten und bleibt außen vor. Das Kölner Start-up N12 Tactics will einem Bericht des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) zufolge diese Lücke schließen. Mit innovativen Softwarelösungen möchte das Team den Zugang zur professionellen Spielanalyse erleichtern. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) soll die taktische Analyse nun für alle zugänglich werden. Dazu hat das Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik eine EXIST-Förderung über rund 150.000 Euro für ein Jahr eingeworben, welches vom Projektträger Jülich (Nachhaltige Entwicklung und Innovation, Gründungs-, Transfer- und Innovationsförderung) und der Forschungszentrum Jülich GmbH finanziert wird. „Taktik ist nicht nur für Trainer*innen, sondern auch für Spieler*innen entscheidend. Unsere Software hilft dabei, das Spielverständnis auf ein neues Level zu heben“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert, geschäftsführender Leiter des Instituts für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der Deutschen Sporthochschule Köln. Als wissenschaftlicher Mentor des N12-Tactics-Teams bringt er seine Expertise aus verschiedenen aktuellen KI- und ML-Projekten, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), in das Projekt ein.

Analyse in Echtzeit

Die beiden Kernprodukte des Start-ups „Frames“ und „Patterns“ ermöglichen es, Spielszenen automatisch zu segmentieren, Positionierungen zu analysieren und taktische Konzepte interaktiv zu erstellen – sei es auf dem Spielfeld, in der Kabine oder bequem von zu Hause aus. „Frames“ erlaubt es Trainerinnen und Trainern ebenso wie Analystinnen und Analysten, Spiele in Echtzeit zu analysieren und automatisch Schlüsselmomente hervorzuheben. „Patterns“ hingegen ist als perfekte Ergänzung für mobile Endgeräte konzipiert um Taktiken zu visualisieren und den Spielenden direkt zugänglich zu machen: mobil, schnell, benutzerfreundlich. Besonders innovativ: Die Software simuliert automatisch Bewegungen der gegnerischen Teams sowie die optimale Torwartpositionierung – „eine bislang einmalige Funktion im Markt“, betont N12 Tactics.

Das sind die Macher

Hinter dem Projekt stehen Ryosuke Yano (M.A. Sport, Medien- und Kommunikationsforschung, Deutsche Sporthochschule Köln), Erik Tabuchi Barczak (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruhe Institute of Technology) und Gota Shirato (Universität Bonn), die ihre langjährige Erfahrung aus Fußballanalyse, Softwareentwicklung und KI in das Start-up einbringen. Unterstützt wird das Team unter anderem von der Deutschen Sporthochschule Köln, insbesondere von der Abteilung „Transfer und Gründung“, die mit ihrer Expertise im Bereich Innovation und Gründung maßgeblich zur erfolgreichen Mitteleinwerbung beigetragen hat. „Ohne diese wertvolle Hilfe wäre das Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen“, betont Daniel Memmert. Von einer wachsenden Social-Media-Community mit über 700.000 Followern und ersten Kooperationen mit internationalen Vereinen erhofft sich N12 Tactics, den digitalen Wandel im Fußball entscheidend mitgestalten zu können. Das Projekt startet offiziell im Mai 2025.

Ein Advisors-Board unterstützt mit inhaltlicher Expertise und berät das Start-up-Team; das Board besteht aus Prof. Dr. Daniel Memmert (Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Mentor), Hiroshi Miyazawa (Trainer von Mumbai City FC in Indien und ehemaliger Spieler von Sanfreece Hiroshima, Shonan Bellmare und JEF United Chiba in Japan) und Wynton Rufer (ehemalige Fußballspieler der neuseeländischen Nationalmannschaft sowie von Werder Bremen und 1. FC Kaiserslautern).

02.05.25

BIOMASS-Mission der ESA läutet neue Ära zur weltweiten Vermessung der Wälder ein

  • BIOMASS nutzt als erster Satellit im All eine leistungsstarke Radar-Wellenlänge (P-Band). Dadurch kann er erstmalig das gesamte Kronendach der Wälder durchdringen.

  • BIOMASS soll eine detaillierte Karte der Biomasse in den dichten Wäldern der Erde erstellen und damit deren Zustand und ihre weitere Entwicklung über 5 Jahre überwachen.

  • Warum das wichtig ist: Wälder speichern riesige Mengen an Kohlenstoff und mildern so die negativen Folgen menschengemachter Emissionen auf das Klima. Mit der Kenntnis, wo und wie viel Kohlenstoff gespeichert ist, können Wissenschaftler und Regierungen besser über Maßnahmen zum Naturschutz, zur Klimaanpassung und zur Eindämmung des Klimawandels entscheiden, schreibt der Informationsdienst Wissenschaft (idw).

Die Mission 

Der 29. April 2025 markiert laut idw „einen erheblichen Fortschritt in der Art und Weise, wie wir unseren Planeten sehen und verstehen werden.“ An diesem Tag, genau: um 11:15 Uhr, hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) den BIOMASS-Satelliten erfolgreich gestartet und in die Umlaufbahn gebracht. Der Start erfolgte vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, und markiert den Beginn der weltweit ersten Mission, die ein innovatives Radarsystem, ein P-Band-Radar mit synthetischer Apertur (SAR), ins All bringt. 

Links der BIOMASS Satellit eingekapselt in eine Raketenhülle, rechts der BIOMASS Satellit auf dem Weg zum Startturm

Die Bilder zeigen links den BIOMASS-Satelliten, eingekapselt in eine Raketenhülle, die ihn auf seinem Weg durch die Erdatmosphäre schützt. Das rechte Foto zeigt den Satelliten auf dem Weg zum Startturm auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana), um an der Vega-C-Rakete von Arianespace befestigt zu werden.

Die BIOMASS-Mission dient der globalen Kartierung und Überwachung unserer Wälder. Sie wird die Struktur verschiedener Waldtypen erfassen und Daten zur oberirdischen Biomasse liefern. Letztes ist ein wichtiger Indikator für die Kohlenstoffvorräte der Landökosysteme und die Grundlage für globale Klimaschutzmaßnahmen. „Mit dem erfolgreichen Start von BIOMASS werden wir die tropischen Wälder durch eine völlig neue Brille betrachten. Dies ist der erste Satellit mit einem P-Band-Radar im Weltraum, der es uns ermöglicht, tiefer als je zuvor in die Baumkronen hineinzuschauen und so die Biomasse und ihre Veränderungen viel genauer zu bestimmen,“ sagt Dr. Nuno Carvalhais, Projektmanager des BIOMASS Projektbüros am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Wälder spielen eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf

Die Überwachung der in großen und dichten Wäldern gespeicherten Kohlenstoffmengen ist von großer Bedeutung, da diese Ökosysteme ein Drittel der gesamten Photosynthese auf der Landoberfläche leisten und etwa die Hälfte des weltweiten in Biomasse vorhandenen Kohlenstoffs speichern. Dies entspricht dem Vierfachen der jährlichen globalen CO₂-Emissionen durch anthropogene Aktivitäten. Insbesondere tropische Wälder sind darüber hinaus für ihre biologische Vielfalt und ihre Ökosystemleistungen von unschätzbarem Wert. Sie stabilisieren das Weltklima und sichern das menschliche Wohlergehen.

Doch tropische Regenwälder sind zunehmend anfällig für klimatische und menschliche Einflüsse. Umso wichtiger ist es daher, den Rückgang der Wälder durch Abholzung und andere Störungen sowie Veränderungen der damit zusammenhängenden Kohlenstoffemissionen zu verfolgen. Bisher war es aufgrund der begrenzten Möglichkeiten bestehender Satellitentechnologien schwierig, zuverlässige Daten zur globalen Biomasse zu erheben, insbesondere in den Tropen. BIOMASS schließt diese Lücke mit einem neuen Maß an Detailgenauigkeit und Empfindlichkeit.

Wichtige Erkenntnisse für alle Teile der Gesellschaft

Das Erfassen der verschiedenen Waldökosysteme wird nicht nur Forschenden, sondern auch politischen Entscheidungsträgern und Naturschützern auf der ganzen Welt wichtige Informationen liefern, um einer zunehmenden Entwaldung entgegen zu wirken sowie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu unterstützen. Die Messungen sind für das globale Kohlenstoffbudget unerlässlich und werden in globale Klimamodelle einfließen, um politische Rahmenwerke wie das Pariser Abkommen, den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) und Programme zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung (REDD+) fortzusetzen.

Frei zugängliche Daten für die Wissenschaft

BIOMASS wird die Erde mindestens fünf Jahre lang umkreisen und dabei frei zugängliche Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft, Umweltorganisationen und Regierungen sammeln, dadurch auch die internationale Zusammenarbeit in der Klima- und Erdsystemforschung fördern. BIOMASS ist eine Kernkomponente des Earth-Explorer-Programms der ESA und spielt eine wichtige Rolle zur Einhaltung internationaler Klimavereinbarungen.

28.04.25

Waldsterben in Wasserschutzgebieten: Eine Gefahr für die Trinkwasserqualität

Misch-Wald aus der Luft fotografiert

Das Waldsterben in deutschen Wasserschutzgebieten führt zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität. Eine aktuelle Studie der Universität Freiburg zeigt, dass sich die durchschnittlichen Nitratkonzentrationen in betroffenen Wasserschutzgebieten verdoppelt haben, meldet der „Informationsdienst Wissenschaft“ (idw). Das Waldsterben während der Dürrejahre von 2018 bis 2020 stellt eine bislang unterschätzte Gefahr für die Trinkwasserqualität in Deutschland dar. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie der Universität Freiburg, die in der Fachzeitschrift Earth’s Future veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam untersuchte die Nitratkonzentrationen im Grundwasser exemplarischer deutscher Wasserschutzgebiete. In Gebieten, die einen erheblichen Waldverlust erlitten hatten, kam es zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Nitratkonzentrationen.

„In Deutschland sind 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet, daher ist die Gesundheit der Wälder entscheidend für den Erhalt der Wasserqualität“, erklärt Dr. Carolin Winter, Erstautorin der Studie und Hydrologin an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg. Die Forschenden konnten zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 etwa fünf Prozent der Waldflächen in Wasserschutzgebieten abgestorben waren. Die Auswirkungen auf die Wasserqualität variierten dabei stark zwischen den verschiedenen Gebieten. Die Forschenden warnen zudem vor potenziellen verzögerten Effekten, die sich erst in den kommenden Jahren zeigen könnten.

Waldgesundheit ist wichtig für die Trinkwasserqualität

Dass Wälder als natürliche Garanten der Trinkwasserqualität fungieren, ist seit Langem bekannt. Der Großteil des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasser, das in ausgewiesenen Schutzgebieten gewonnen wird. In diesen Gebieten gelten strenge Regeln, um Risiken der Kontamination zu minimieren. So soll unter anderem verhindert werden, dass Nitrat ins Grundwasser gelangt und es für die Trinkwasserversorgung unbrauchbar macht. Typische Nitratquellen sind Landwirtschaft, Städte und Industrie, während Wälder Nitrat aktiv zurückhalten und so das Grundwasser schützen. Das schnelle Absterben von Bäumen kann diese Schutzfunktion jedoch beeinträchtigen und Wälder selbst zu einer Quelle für Nitratverunreinigungen werden lassen.

Enormer Waldverlust in deutschen Wasserschutzgebieten

Durch die Kombination bestehender Walddaten mit einer umfangreichen Neuerfassung aller Wasserschutzgebiete in Deutschland fanden die Forschenden heraus, dass etwa 43 Prozent der Wasserschutzgebiete bewaldet sind. Zudem konnten sie zeigen, dass innerhalb von drei Jahren nach Beginn der Dürreperiode 2018 fünf Prozent dieser Waldflächen abgestorben waren. „Dies stellt einen hohen Verlust innerhalb kürzester Zeit dar, besonders im Hinblick auf die entscheidende Bedeutung für die Wasserschutzgebiete und die normale Rotationszeit der Baumarten in Deutschland die von 60 bis 160 Jahren reicht“, erklärt Dr. Florian Schnabel, Letztautor der Studie und Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Besonders betroffen waren Wälder mit hohem Fichtenanteil, aber auch Baumarten wie die Buche verzeichneten ungewöhnlich hohe Verluste.

28.04.25

Offenes Wissen für alle: TU Berlin baut mit an Deutschlands Diamond-Open-Access-Zukunft

Die Technische Universität Berlin engagiert sich aktiv für die Open-Access-Transformation. Ab Mai 2025 beteiligt sie sich mit dem Verlag BerlinUP am Aufbau der nationalen Servicestelle für Diamond Open Access (SeDOA), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Gemeinsam mit 14 weiteren Institutionen setzt sich die TU Berlin laut einer Mitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) dafür ein, das nachhaltige und kostenfreie Publikationsmodell des Diamond Open Access weiterzuentwickeln und zu etablieren.

Offene Wissenschaft stärken

Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten frei zugänglich und ohne finanzielle Hürden verfügbar sein. Genau hier setzt das Projekt SeDOA an: Die Servicestelle wird als zentrale Plattform fungieren, um Forschenden, Herausgeberinnen und Herausgebern sowie Institutionen den Zugang zu einer nachhaltigen, wissenschaftsgetragenen Publikationskultur zu erleichtern. Ziel ist es, bestehende dezentrale Open-Access-Dienste besser zu vernetzen und deren Effizienz zu steigern.

26.04.25

Helmholtz KLIMA: Neue Dialog-Plattform

Mit der Dialog-Plattform Helmholtz KLIMA hat die Helmholtz-Gemeinschaft eigenen Angaben zufolge ihr Engagement für die Klimakommunikation gestärkt und eine Schnittstelle für klimarelevante Fragen zwischen den 18 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft und der Politik geschaffen. Ziel der Plattform ist es, Wege zur Klimaneutralität und zur Anpassung an den Klimawandel aufzuzeigen.

Die Dialog-Plattform Helmholtz KLIMA knüpft mit ihren Aktivitäten an klimarelevante gesellschaftliche und politische Debatten an, wie sie zuletzt auch im aktuellen Koalitionsprozess geführt wurden. Zu diesen Diskursen identifiziert sie die passende Forschungsexpertise aus den 18 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, die durch ihre interdisziplinäre Forschung Klimatransformation eng mit Themen wie Energiewende, Verkehrswende, Biodiversität, Gesundheit usw. vernetzen.

Symbolbild Klima: eine Glühbirne, darin eine Hand, die einen Baum und die Erde darrunter hält

Helmholtz KLIMA bringt in Dialog-Formaten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Kontakt, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. „Damit möchten wir erreichen, dass evidenzbasierte Erkenntnisse der klimarelevanten Forschung noch stärker in politische Entscheidungsprozesse einfließen“, so Prof. Dr. Katja Matthes, Koordinatorin des Steering Boards von Helmholtz KLIMA und Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Als Helmholtz-weites Informations- und Dialogportal rund um die klimarelevante Forschung ergänzt Helmholtz KLIMA das bestehende digitale Angebot der Helmholtz-Gemeinschaft, berichtet der Informationsdienst Wissenschaft e.V. Vor allem die auf der Website öffentlich zugängliche Datenbank mit Profilen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den 18 Helmholtz-Zentren ermöglicht die schlagwortgestützte Suche nach Expertise für politische Institutionen, Redaktionen und zivilgesellschaftliche Akteure.

24.04.25  

„Planet Africa“ on Tour

Die Ausstellung „Planet Africa – Eine archäologische Zeitreise“ macht international Station: Nach Eröffnungen in Ghana und Eswatini ist sie ab Mai 2025 in der Archäologischen Staatssammlung München zu sehen.

Eine Gruppe Menschen betrachtet eine Afrika-Ausstellung, während sie von einer weiteren Person fotografiert werden.

Die Ghana-Ausstellung wurde am 27. März 2025 im eigens errichteten Erweiterungsbau des Archäologischen Museums der Universität von Ghana in Accra Legon eröffnet.

Die Ausstellung „Planet Africa“ erzählt in sechs Modulen die außergewöhnliche Geschichte Afrikas – von den ersten Vertreterinnen und Vertreter der Gattung Homo über technologische Innovationen bis hin zu frühen Ernährungskonzepten. In Ghana wurde die Ausstellung am 27. März 2025 im dazu eigens errichteten Anbau des Archäologischen Museums der University of Ghana in Accra Legon eröffnet. An der Eröffnung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der University of Ghana, der äthiopische Konsul, der stellvertretene Botschafter Algeriens sowie der deutsche Botschafter Daniel Krull teil.

Auch in Eswatini wurde Anfang April ein bedeutender Meilenstein gefeiert: Der Premierminister, seine Exzellenz Russell Mmiso Dlamini, eröffnete offiziell die Doppelausstellung zur Kultur der San in Eswatini und „Planet Africa“ im Nationalmuseum von Lobamba. Mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Pretoria und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) kann so den Besuchenden einerseits eine wichtige historische Epoche des Königreichs selbst nähergebracht werden, andererseits wird darüber hinaus ein Blick auf die Archäologie des gesamten afrikanischen Kontinents ermöglicht.

Ausstellung auf einem USB-Stick

Für die Ausstellungskonzeption in Afrika war schnell klar, dass unterschiedliche Gründe – beispielsweise enorme Distanzen, logistische Probleme, unterschiedliche rechtliche, sprachliche und politische Umstände – ein physisches Wandern der Ausstellung unmöglich machen. „Planet Africa“ stellt daher Geschichten statt Objekte in den Fokus, bedient sich dabei an Bildmaterial, Street Art, Grafiken, Texten und Cinematics: „So können die Inhalte der Ausstellung auf digitalen Medien gespeichert werden und bequem an den Ort reisen, wo die Ausstellung gezeigt werden soll. Dort kann sie ausgedruckt und ihre Filme auf Bildschirmen gezeigt werden. Bei Bedarf lassen sich die Inhalte an lokale Bedürfnisse anpassen und es können Objekte aus eigenen Sammlungen hinzugefügt werden ohne, dass diese Zoll- oder Ländergrenzen überwinden müssen“, erklärt Jörg Linstädter, Leitender Direktor der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen am DAI. Je nach Räumlichkeit und finanziellen Mitteln kann die Ausstellung beliebig gezeigt, mit heimischen Objekten ergänzt werden und bleibt zeitgleich immer auf aktuellem Stand.

Eine Ausstellung auf zwei Kontinenten

Während in Afrika die Ausstellung an jedem Standort jeweils eigens errichtet wird, wandert „Planet Africa“ im Mai von Berlin nach München: Am 16. Mai öffnet die Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung für Besucherinnen und Besucher und ist dort bis zum 28. September 2025 zu sehen.

24.04.25  

In den Städten leben mehr bunte Vögel als auf dem flachen Land

Neue Studie der Forschende der Universität Granada und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz

Forschende der Universität Granada und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der Urbanisierung und der Gefiederfarbe von Vögeln besteht. Vogelarten, die sich in der Stadt behaupten, sind weniger braun und tragen auffälligere Farben in ihrem Gefieder. Dies ist vermutlich auf die urbane Lebensraumstruktur (weniger Wald), andere Hintergrundfarben und die geringere Anzahl von Raubvogelarten in der Stadt zurückzuführen. Die Studie basiert auf Daten von mehr als 1200 Vogelarten und ist ein anschauliches Beispiel dafür, welche Auswirkungen die Urbanisierung auf Wildtiere haben kann.

Die Urbanisierung hat enorme Auswirkungen auf das Ökosystem und stellt Tiere und Pflanzen vor große Herausforderungen. Die weltweit fortschreitende Verstädterung gilt als eine der Hauptursachen für den anhaltenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Ein eigenes Forschungsgebiet, die Stadtökologie, widmet sich der Frage, welchen Einfluss die Urbanisierung auf verschiedene Organismen hat. So haben beispielsweise viele Studien untersucht, wie sich der Stadtlärm auf die Kommunikation von Vögeln auswirkt. Bisher wissen wir jedoch immer noch wenig darüber, ob und wie die Farbe von Tieren mit der Urbanisierung zusammenhängt.

Ein gräulicher Vogel mit weißem Hals hält sich an einem Baum fest

Eher in der weiten Natur zuhause: Bräunliche Waldvögel, wie der hier zu sehende Weißkehl-Baumrutscher (Cormobates leucophaeus), tun sich meist in städtischen Regionen schwer.

Wärme und Tarnung

Dabei erfüllt Farbe im Tierreich zahlreiche, wichtige Funktionen: Sie hilft zum Beispiel dabei, Tiere warm zu halten oder sie vor Überhitzung zu schützen (Thermoregulation). Außerdem kann sie eine Rolle bei der Tarnung, der Partnerwahl und im Konkurrenzkampf spielen. In Städten ist es in der Regel wärmer, es gibt weniger Fressfeinde, dafür mehr künstliches Licht und andere Hintergrundfarben zum Beispiel durch Beton und Asphalt. Es ist also durchaus denkbar, dass die städtische Umgebung einen Einfluss auf die Färbung von Tieren hat. Unter Leitung von Bart Kempenaers gingen Forschende am MPI für biologische Intelligenz und der Universität Granada diesem Thema auf den Grund. Dazu nutzten sie einen globalen Datensatz mit den Häufigkeiten von über 1200 Vogelarten in Lebensräumen mit unterschiedlichem Urbanisierungsgrad. Diesen kombinierte das Team mit Daten zur Gefiederfarbe und analysierte, inwiefern sich die relative Häufigkeit der Arten in städtischen Gebieten an der Farbe ablesen lässt.

Bringen graue Gefieder eher Nachteile in der Stadt?

Dabei zeigte sich, dass die in der Stadt erfolgreichen Vogelarten weniger braun sind. „Brauntöne kommen häufiger in der Natur vor als in der Stadt. Wir vermuten daher, dass braune Vögel in einer eher grauen Stadt Nachteile haben. Die vorherrschenden Stadtfarben und das Fehlen geeigneter Lebensräume kann also entscheidend dafür sein, welche Vogelarten dort gut klarkommen“, erklärt Kaspar Delhey, einer der beiden Erstautoren der Studie. In der Stadt finden sich zudem vermehrt Vogelarten, die auffällige Farben in ihrem Gefieder tragen – insbesondere trifft dies für Weibchen zu. Urbane Lebensräume scheinen demnach farbenfrohere Vogelarten zu begünstigen. Dies könnte daran liegen, dass es in städtischen Regionen weniger Fressfeinde gibt und das „Gesehen werden“ ein geringeres Risiko darstellt als auf dem Land.

24.04.25  

Ist Musikgenuss vererbbar?

Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren unsere Freude am Musikerleben beeinflussen.

Hat die Fähigkeit Musik zu genießen eine biologische Grundlage? Eine kürzlich im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt, dass Musikgenuss in der Tat teilweise vererbbar ist. Ein internationales Team unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Max-Planck-Institute für Psycholinguistik in Nijmegen, Niederlande, und für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main hat untersucht, wie genetische und umweltbedingte Faktoren unsere Freude am Musikerleben beeinflussen.

Zwei Frauen mit Kopfhörern vor orangenem Hintergrund freuen sich

Die Fähigkeit Musik zu genießen ist zum Teil vererbbar.

Musik spielt eine wichtige Rolle für menschliche Emotionen, soziale Bindungen und den kulturellen Umgang. Doch nicht alle empfinden dies gleichermaßen. Warum genießen manche Menschen Musik zum Beispiel mehr als andere? „Die Antwort auf diese Frage kann uns einen Einblick in allgemeinere Aspekte des menschlichen Geistes geben – zum Beispiel dahingehend, wie Erfahrungen zu Vergnügen werden“, erklärt Erstautor Giacomo Bignardi vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik. „Wir wollten verstehen, ob genetische Unterschiede zwischen Individuen zu Unterschieden im Musikgenuss führen und was uns diese Unterschiede über die Musikalität im Allgemeinen sagen können.“

Daten von mehr als 9.000 Zwillingen untersucht

Um herauszufinden, ob genetische Faktoren den Musikgenuss oder das Belohnungsempfinden durch Musik beeinflussen, verwendete das Team ein Forschungsdesign, bei dem die Ähnlichkeit zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen verglichen wird: Wenn sich eineiige Zwillinge ähnlicher sind als zweieiige, spielt die Genetik vermutlich eine Rolle. In Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden konnten die Forschenden Daten von mehr als 9.000 Zwillingen nutzen, darunter unter anderem Informationen zum Belohnungsempfinden durch Musik sowie zur Fähigkeit, musikalische Merkmale wie Tonhöhe, Melodie und Rhythmus wahrzunehmen.

Antipluralistische Parteien bedrohen die Wissenschaftsfreiheit

Der zunehmende Einfluss antipluralistischer Parteien geht oft mit einer geringeren Wissenschaftsfreiheit im jeweiligen Land einher. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen Academic Freedom Index (AFI), der am 13. März 2025 veröffentlicht wird. Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) veröffentlichen den Index jährlich in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen des V-Dem-Instituts an der Universität Göteborg. Er umfasst 179 Länder weltweit.

Logo Academic Freedom Index: Schriftzug auf Umriss einer Weltkugel mit Logos der FAU und von VDem in den oberen Ecken

Der diesjährige Academic Freedom Index zeigt, dass acht der im Index erfassten Länder im Jahr 2024 deutlich höhere Wissenschaftsfreiheit aufweisen als vor zehn Jahren, während die Werte in 34 Ländern oder Territorien gesunken sind. Zu den Ländern, in denen der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit statistisch und substanziell signifikant war, gehören mehrere Demokratien, wie beispielsweise Argentinien, Finnland, Griechenland, Israel, Portugal und die Vereinigten Staaten, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch in Österreich und Deutschland war der Rückgang der akademischen Freiheit messbar, in beiden Fällen aber bleibt der Rückgang gering und ist noch nicht substanziell signifikant, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien, verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in Demokratien unter Druck geraten kann. Daher konzentriert sich der diesjährige Bericht zum Academic Freedom Index auf Länder, in denen mehrere Parteien zur Wahl zugelassen sind.

Folgt auf den Tod das digitale (Über-)Leben?

Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) präsentiert Studie „Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“

Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie „Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens“ zusammengefasst. Die Studie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden: www.sit.fraunhofer.de/edilife-studie.