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Universität Bayreuth, Pressemitteilung Nr. 093/2024 vom 5.9.2024

Neuer ERC Starting Grant an der Uni Bayreuth

Ein exzellenter Nachwuchswissenschaftler kommt mit einem ERC Starting Grant an die Universität Bayreuth: Dr. Jos Kramer forscht ab Juni 2025 für fünf Jahre zu Tier-Mikroben-Interaktionen am Lehrstuhl Evolutionäre Tierökologie. 

Dr. Jos Kramer

Dr. Jos Kramer kommt mit einem Starting Grant des Europäische Forschungsrats (European Research Council, ERC) von der ETH Zürich an die Universität Bayreuth. Forschende jeder Nationalität zwischen zwei und sieben Jahren nach ihrer Promotion können sich auf einen ERC Starting Grant bewerben. Voraussetzungen für die Bewilligung sind eine vielversprechende Erfolgsbilanz im jeweiligen Forschungsgebiet und ein hervorragender Forschungsantrag.

Kramer erhält vom ERC über einen Zeitraum von fünf Jahren knapp 1,5 Mio. Euro für seine Forschung am Lehrstuhl Evolutionäre Tierökologie unter der Leitung von Prof. Dr. Sandra Steiger. Sie erklärt: „Mit Jos Kramer gewinnen wir einen herausragenden Nachwuchswissenschaftler, dessen Doppel-Expertise zur Evolution von Familienleben und der evolutionären Mikrobiologie perfekt zu unserer aktuellen Forschung an der UBT passt. In seiner zukünftigen Arbeit plant er, Mikrobiologie, Metagenomik und Verhaltensökologie auf innovative Weise zu kombinieren, um die Rolle von Mikroorganismen in der Evolution von Familienleben zu untersuchen und damit unser Verständnis von der Entstehung und Stabilisierung von Familienstrukturen und sozialem Leben im Tierreich maßgeblich zu erweitern. An der Universität Bayreuth bieten wir ihm mit unserer Infrastruktur und Expertise zum Modellorganismus Totengräber den idealen Rahmen, um diese vielversprechende Forschung zu entwickeln und voranzubringen. Besonders im Kontext unserer laufenden DFG- und DAAD-Projekte im Zusammenhang mit dem Thema Familienleben freue ich mich sehr auf die bevorstehende Zusammenarbeit, die zu erwartenden synergistischen Effekte und die neuen Erkenntnisse, die daraus hervorgehen werden.“

„Die Universität Bayreuth bietet mir ein inspirierendes Forschungsumfeld, in dem ich mein interdisziplinäres Projekt in Kooperation mit Forschenden aus allen für mich relevanten Disziplinen durchführen kann. Der Lehrstuhl Evolutionäre Tierökologie untersucht zu meiner Forschung komplementäre Fragestellungen und ich freue besonders auf die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und beruflichen Weiterentwicklung, die sich daraus ergeben“, sagt Kramer.

Kramers von der EU im ERC Starting Grant geförderte Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Tier-Mikroben-Interaktionen und tierischem Sozialverhalten: Wie beeinflussen oder steuern Tiere durch ihr Sozialverhalten ihre Interaktionen mit Mikroben und wie beeinflussen umgekehrt Interaktionen mit Mikroben das Sozialverhalten der Tiere? Im Gegensatz zu den meisten Studien, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, nutzt Kramer für seine Forschung ein Tier mit „ursprünglicherem“ Sozialverhalten, um die bisher kaum verstandenen frühen Stadien der Evolution tierischen Sozialverhaltens zu untersuchen: Totengräber. Diese Käfer der Gattung Nicrophorus brüten auf den Kadavern kleiner Wirbeltiere und interagieren dabei sowohl mit für sie schädlichen Umweltmikroben, die beispielsweise den Kadaver zersetzen und dadurch für die Käferlarven ungenießbar machen, als auch mit für die Käfer nützlichen Mikroben, welche die Umweltmikroben bekämpfen. Für sein Forschungsprojekt macht sich Kramer zunutze, dass diese Tier-Mikroben-Interaktionen vom Sozialverhalten der Käfer beeinflusst werden: Im Rahmen ihrer Brutfürsorge bekämpfen die Elterntiere schädliche Umweltmikroben mit antimikrobiellen Substanzen und beschmieren den Kadaver dabei gleichzeitig mit nützlichen Mikroben.

Zur Person

Dr. Jos Kramer stammt aus Tübingen und studierte Biologie in Freiburg im Breisgau. Er promovierte von 2013 – 2017 an der Uni Mainz über die evolutionären Grundlagen sozialen Verhaltens bei Insekten. Im Anschluss trat er eine Stelle als Postdoc an der Uni Zürich an, in der er sich mikrobiellen Studiensystemen widmete. Nach seiner Elternzeit wechselte er 2022 an die ETH Zürich, wo er momentan als Postdoc tätig ist und bis zum Antritt seiner Stelle an der Universität Bayreuth im Juni 2025 zu mikrobieller Gemeinschaftsökologie forschen wird.

Zu den ERC Starting Grants 

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat die Vergabe von 494 Starting Grants an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Europa bekannt gegeben. Mit den Fördermitteln in Höhe von insgesamt fast 780 Mio. EUR wird Spitzenforschung in einem breiten Spektrum von Bereichen - von den Biowissenschaften und der Physik bis hin zu den Sozial- und Geisteswissenschaften - unterstützt. Sie werden Forschern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, helfen, ihre eigenen Projekte zu starten, ihre Teams zu bilden und ihre vielversprechendsten Ideen zu verfolgen.  Mit den neuen ERC-Finanzhilfen wird Spitzenforschung in einem breiten Spektrum von Bereichen unterstützt, das von den Biowissenschaften und der Physik bis zu den Sozial- und Geisteswissenschaften reicht. Im Rahmen dieses Wettbewerbs wurden 3 474 Vorschläge eingereicht, die von Peer-Review-Gremien aus international renommierten Forschern bewertet wurden. Insgesamt wurden 14,2 % der Vorschläge für eine Finanzierung ausgewählt.

Iliana Ivanova, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, sagte: „Die Europäische Kommission ist stolz darauf, die Neugier und Leidenschaft unserer Nachwuchstalente im Rahmen unseres Programms Horizont Europa zu unterstützen. Die neuen Gewinner der ERC Starting Grants wollen unser Verständnis für die Welt vertiefen. Ihre Kreativität ist entscheidend, um Lösungen für einige der dringendsten gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden.“

Foto von Prof. Dr. Sandra Steiger

Prof. Dr. Sandra Steiger

Evolutionäre Tierökologie

Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-2740
E-Mail: sandra.steiger@uni-bayreuth.de

Theresa Hübner

Theresa HübnerStellv. Pressesprecherin

Telefon: +49 (0) 921 / 55 - 5357
E-Mail: theresa.huebner@uni-bayreuth.de